Netzwerk L-W-M

Thematisches Netzwerk

Das thematische Netzwerk „Literatur – Wissen – Medien“ ist ein bi-nationales Austausch- und Forschungsprogramm, das im Sommersemester 2015 seine Arbeit aufgenommen hat.

Von der Humboldt-Universität zu Berlin koordiniert, strebt das Programm eine Vernetzung auf fachlicher und thematischer Ebene mit fünf ausgewählten US-amerikanischen Universitäten an. Am Netzwerk beteiligt sind die Cornell University, die Humboldt-Universität, die Harvard University, die Indiana University Bloomington, die New York University, die Princeton University, die University of California/Berkeley,  die Yale University und die University of Michigan.

Im Rahmen eines gemeinsamen interdisziplinären Forschungsprogramms, das Konstellationen von Literatur, Wissen und Medien in den Blick nimmt, findet ein Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Niveaustufen der beteiligten Institutionen und Disziplinen über unterschiedliche Gastaufenthaltsformate statt.

Literatur – Wissen – Medien

Konstellationen von Literatur, Wissen und Medien markieren seit den 1990er Jahren kontinuierlich expandierende Forschungsfelder der Literaturwissenschaften. Zum einen haben Fragen nach der Teilhabe poetischer Texte an der Entstehung, Zirkulation und Transformation von Wissen sowie nach den Beobachtungsverhältnissen, die sie zu Ordnungen des Wissens einnehmen, wichtige Impulse für die aktuelle Orientierung der Literaturwissenschaft, für ihre Vorgehensweisen und Gegenstände erbracht. Dasselbe gilt andererseits für die Rolle von Medien in den Prozessen literarischer Kommunikation und Überlieferung. Sowohl eine medienhistorische Ausrichtung literaturgeschichtlicher Perspektiven wie die Interaktion oder Konkurrenz von Literaturen mit anderen Künsten und Medien haben Forschungsfragen eröffnet, die die Entstehung, den Status und die Verbreitung literarischer Texte mit einem weitläufigen Bedingungsgefüge aus tech­nischen Medien, symbolischen Formen und kulturellen Praktiken korrelieren. Das Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, die Relevanz medialer Technologien wie Buchdruck, analoger und digitaler Medien, aber auch die Rolle von Bildungsanstalten und pädagogischen Praktiken, die Einrichtung von Archiven und Bibliotheken verweisen auf elementare Operationen, welche die Bedeutung literarischer Kulturen, ihre Stellung in historischen Diskurs- und Wissensordnungen bestimmen.

Das thematische Netzwerk „Literatur – Wissen – Medien“ nimmt diese jüngsten Orientierungen und Forschungsansätzen aus den Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften sowie der Wissens- und Wissenschaftsgeschichte zum Ausgangspunkt. Dabei werden durch die Disziplinen übergreifende Untersuchung wissens- und medienhistorischer Problemstellungen innerhalb dieses Forschungsfeldes neue Akzente gesetzt.

Schwerpunktthemen

Die Auseinandersetzung mit sechs thematischen Schwerpunkten strukturiert das Forschungsprogramm des thematischen Netzwerks „Literatur – Wissen – Medien“ . Innerhalb dieser Rahmenthemen werden die Fragestellungen und Programme der Sommerschulen und internationalen Konferenzen konkretisiert.

1. Praktiken / Practices (1. Jahr):

Im Zentrum stehen historische und methodische Dimensionen von Kulturtechniken und deren Verhältnis zu literarischen und wissenschaftlichen Repräsentationsformen. Besonderes Interesse  wird dabei auf der Frage nach der Materialität literarischer Produktionen liegen. Textgenesen und das Handwerk des Schreibens, Techniken der Überlieferung und der Distribution, Kommunikationsweisen und Medien unterschiedlicher Art werden dabei als Verfahren und Agenturen begriffen, welche die Ausprägung literarischer Genres und Schreibweisen, die Sinnkonstitution von Texten und den Status des Literarischen überhaupt unmittelbar bestimmen.

2. Ressourcen / Resources (2. Jahr):

Verhandelt werden hier zum einen Quellen-Fragen und Narrative im weitesten Sinn: von der philologischen Erschließung von Textquellen bis zur Frage nach der Funktion von Ursprungs- und Quellenphantasien sowie genealogischer Konzepte innerhalb kultureller Ordnungen. Zum anderen gilt hier ein besonderes Augenmerk den ‚Rohstoffen’ von Literatur und Wissen, ihren medialen und institutionellen Produktionsweisen, Formaten und wechselseitigen Verschaltungen.

3. Transformationen / Transformations (3. Jahr):

Hier geht es um die Wahrnehmung bzw. Kodierung von Veränderungen, Um/Brüchen oder Transformationen in Literatur-, Wissens- und Mediengeschichte. Das Interesse gilt dabei u. a. solchen Transferprozessen, die die Migration und den Re-Import von Theorien, Praktiken und Personen innerhalb wissenschaftlicher und kultureller Systeme betreffen. Wissen erweist sich hierbei unauflöslich verbunden mit vielfältigen und komplexen Vorgängen der Weitergabe und Aufnahme, der Adaptation und Modifikation von Kenntnissen und Verfahren.

4. Expertise / Expertise (4. Jahr):

Im Mittelpunkt dieses Themenschwerpunktes stehen Fragen nach der Hierarchisierung von Wissen, nach dem Verhältnis von Expertentum und Dilettantismus, nach den Verfahren von Inklusion und Exklusion in wissenschaftlichen und künstlerischen Prozessen. Verbunden mit der Hierarchisierung von Strukturen und Prozessen ist die Ausprägung einer ganzen Reihe (populärer) Figuren und Narrationen: der Intellektuelle, der Nerd, der Whistle Blower oder der Elder Statesman u.v.m.

5. Institutionen / Institutions (5. Jahr):

Unter dem Thema „Institutionen“ wird die Frage nach der Rolle von Institutionen in der Produktion, Präsentation und Distribution von Wissen gestellt. Dies betrifft den personellen, sozialen, technisch-medialen und ökonomischen Rahmen in Wissenschaften und Künsten genauso wie die Bestimmung von Grenzen, die über die Formierung von Wissenskollektiven entscheiden und die Bedingung für die Kanonisierung und Normierung von Wissensobjekten schaffen.

6. Zirkulationen / Circulations (6. Jahr):

Im Zentrum der Frage nach „Zirkulationen“ stehen die charakteristischen Eigenschaften von Wissensgemeinschaften, die letztlich auch das Thematische Netzwerk selbst programmatisch bestimmen. Hier geht es um Formen und Träger wissenschaftlicher Kommunikation, die Migrationsbewegungen von Wissensobjekten, um die Rolle von Medien, Agenten und um diejenigen Netzwerkstrukturen, die Wissen stets als ein Zusammenspiel heterogener und multipler Punkte in einem dynamischen und komplexen Feld verorten.

Maßnahmen

Die Maßnahmen des thematischen Netzwerks „Literatur – Wissen – Medien“ verfolgen die Absicht, verlässliche und stabile Kooperationsstrukturen mit flexiblen Förderinstrumenten zu kombinieren. Maßnahmen finden auf drei komplementären Ebenen statt:

1) regelmäßige Strategietreffen der beteiligten HochschullehrerInnen und KoordinatorInnen.

2) Maßnahmen zur Steigerung der Mobilität von ForscherInnen unterschiedlicher Karrierestufen,ergänzt durch eine gemeinsame Veranstaltungsagenda wie Sommerschulen, Konferenzen und (Graduierten-) Workshops, die sich inhaltlich an den Jahresschwerpunkten orientieren.

3) Auf einer dritten, forschungsbezogenen Ebene wird einerseits die Internationalisierung des Curriculums gefördert, andererseits die Entwicklung breiterer Forschungsperspektiven angestrebt.

Gefördert werden Forschungs- und Lehraufenthalte an den Partneruniversitäten, Intensiv-Seminare und Gastvorlesungen beteiligter WissenschaftlerInnen im Austausch.

 Projektziele

Ziel des thematischen Netzwerks „Literatur – Wissen – Medien“ ist die Etablierung einer internationalen Kooperation in Forschung und Lehre, die von unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen in den US-amerikanischen Humanities einerseits, in den deutschen Geistes- und Kulturwissenschaften andererseits profitiert.

Während insbesondere die amerikanische Wissenschaftsgeschichte (Science Studies) wesentliche Impulse für das Verständnis von kultur- und sozialhistorischen Dimensionen neuzeitlicher Wissenschaften und Wissensordnungen bietet, eröffnen medientheoretische und medienhistorische Forschungen aus dem Bereich deutscher Kulturwissenschaften ergiebige Arbeitsperspektiven. Damit ergibt sich ein Feld produktiver Austauschbeziehungen, in denen die Frage nach der Formierung literarischer Kulturen, nach ihrem Verhältnis zu Wissensordnungen und medialen Bedingungen eine zentrale Position beansprucht.

Vor dem Hintergrund dieser thematischen Akzentuierung, geht es dem Programm um die nachhaltige Internationalisierung der Lehre an den beteiligten Fachbereichen der Humboldt-Universität und die systematische Einbeziehung von Nachbardisziplinen an den Partneruniversitäten, insbesondere der Wissenschaftsgeschichte, der Kunst- und Medienwissenschaften.

Im Mittelpunkt steht dabei die dauerhafte Erhöhung der Mobilität auf den Ebenen von Graduierten, Promovierenden, PostdoktorandInnen und erfahrenen WissenschaftlerInnen. Über die Förderung junger NachwuchswissenschaftlerInnen in ihrer Mobilität und internationalen Netzwerk- und Profilbildung hinaus, soll somit der Aufbau einer stabilen, personenunabhängigen und multilateralen Struktur vorangetrieben werden.

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